Tauchen nach COVID-19-Infektion
Tauchen nach COVID-19-Infektion
Über Neujahr 2021/22 hatte ich COVID-19. Obwohl ich für Tauchkurse im Herbst 2021 eine ausführliche Tauchtauglichkeitsuntersuchung hatte, war das erst mal hinfällig. Ich habe einiges zum Thema gelesen und im Internet gesucht. Das Thema ist ja eher neu, die Aussagen sind nicht ganz eindeutig. Für uns in der Schweiz relevant ist sicher das Vorgehen nach SUHMS
https://suhms.org/wordpress/wp-content/uploads/2020/06/SUHMS-Flow-Chart-SARS-CoV-2_de-1.pdf
Mit meinem milden Verlauf heisst das, 1 Monat tauchuntauglich und dann eine Untersuchung durch eine ausgebildete Tauchmedizinerin. Bisher hatte ich meine Tauchtauglichkeitsuntersuchungen immer von meinem Hausarzt. Meine Hausärztin, welche mir im Herbst die Tauchtauglichkeit bescheinigt hat, hat mich auch entsprechend weiterverwiesen.
Meine erste Erkenntnis war, dass entsprechende Fachpersonen nicht auf neue Kundschaft warten. Da ich nicht beruflich tauche und keine unmittelbare Tauchreise geplant habe, ging es von der Anfrage bis zum Untersuchungstermin 6 Wochen. Untersucht wurde entsprechend der Empfehlung der SUHMS. Ich habe dann fleissig gefragt, was der Hintergrund der einzelnen Untersuchungen ist.
- Spirometrie
Mit einem recht einfachen Atemtest wurden Atemvolumen und Luftflussgeschwindigkeit gemessen zur Beurteilung der Lungenfunktion. Das ist für mich recht offensichtlich, bei einer Erkrankung, die die Lungenfunktion einschränken kann.
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EKGDa COVID-19 verschiedene Organe angreifen kann, und Tauchen das Herz stark belastet, ist die Messung der Herzfunktion auch recht naheliegend.
- Urinstatus
Das hat mich eher überrascht. Gemessen wurde der Eiweissgehalt. Eine (neu) erhöhte Proteinausscheidung deutet auf eine Schädigung der Nieren hin. Das würde weitere Untersuchungen auf Organschäden durch die COVID-19-Infektion nach sich ziehen.
- sit-to-stand Test mit simultaner Sauerstoffsättigungsmessung
Das ist ein einfacher Test für Fitness und Koordination. Ich musste 2 Minuten von einem Stuhl aufstehen und mich wieder hinsetzen. Es werden die Anzahl Wiederholungen gezählt. Dabei wird die Sauerstoffsättigung des Blutes überwacht, bei mir mit einem kleinen Messgerät am Finger. Ein deutlicher Abfall der Sauerstoffsättigung deutet auf eine Reduktion der Lungenfunktion hin, welche durch COVID-19 ausgelöst sein kann. Gelesen habe ich dazu, dass der Abfall der Sauerstoffsättigung selber nicht gut wahrgenommen wird. Selbst wenn ich mich fit fühle und Sport mache, kann die Sauerstoffsättigung sinken. Beim Sport und im Alltag ist das nicht so kritisch, da bleibe ich halt stehen. Beim Tauchen kann es fatal sein.
Zum selber nachlesen habe ich noch ein paar Links zusammengestellt:
- https://suhms.org/wordpress/wp-content/uploads/2020/06/SUHMS-CoV-2-Comments_for_divers_de.pdf
(-> 3 Monat untauglich nach leichtem Verlauf)
- https://suhms.org/wordpress/wp-content/uploads/2020/06/SUHMS-Flow-Chart-SARS-CoV-2_de-1.pdf
(-> 1 Monat untauglich nach leichtem Verlauf)
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8097118/
(-> 3 Monat untauglich, da symptomatisch)
- https://www.aqua-med.eu/fileadmin/documents/faq_covid-19.pdf
(-> Personen ohne Vorerkrankungen und mit leichtem Verlauf können nach einem Monat wieder tauchen)
- Ich habe noch einiges in den Wetnotes gelesen
Nr. 39, März 2021Spezialheft Tauchmedizin Nr. 01, August 2021 (das macht nicht nur Spass ;-) )Nr. 42, Dezember 2021Nr. 43, März 2022
Meine Erkenntnisse:
- Mit den verschiedenen Empfehlungen muss man sich selber entscheiden, wie risikofreudig man ist.
- Für die Tauchtauglichkeitsuntersuchung genügend Vorlauf einplanen.
- Ein kompetenter Taucharzt ist spannend. Nur gilt da auch:
«Es gibt keine gesunden Menschen, nur schlecht untersuchte Patienten...»
- Und ein schönes Zitat zum Schluss. Das habe ich kürzlich gelesen, weiss aber leider nicht mehr wo:
«Die Tauchplätze laufen nicht weg.»Eine etwas längere Tauchpause ist vielleicht ungewollt, aber nicht schlimm.